Ansichten & Einsichten

Die Idee – la storia del padrone

Peter Katschnig Rifugio Friuli

Unzählige Male wurde ich gefragt: „Wie bist Du auf die Idee gekommen, an diesem Ort ein Haus zu bauen?“

Die Antwort ist einfach: „Letztlich die Landschaft, die Vegetation, das Klima, das Essen, die Kultur ....... einfach das Leben!“ Getragen von der Idee, einen Ort in Oberitalien mit einem alten Steinhaus zu finden, der ein echtes Refugium für uns werden kann – weg vom Alltag und weg von email, Telefon und Internet – machten wir uns 2010 auf die Suche.

Kurz darauf fanden wir ein Grundstück, das außer uns niemand überhaupt als Baugrundstück identifiziert hätte - verwildert, verwuchert und steil; im obersten Teil ein Trümmerhaufen aus alten Steinen – die alte Osteria von Sammardenchia, welche 1976 beim großen Erdbeben vollends zerstört wurde. Dieser magische Ort inspirierte und faszinierte uns. So wurde aus der ursprünglichen Idee, ein altes Steinhaus im Friaul zu kaufen, alsbald die Idee, an diesem speziellen Platz ein Holzhaus – unser rifugio italiano – zu bauen. Die Steine der alten Osteria fanden im Keller und in den Mauern rund ums Haus eine neue Bestimmung. Back to the roots war der Anspruch – ehrlich, archaisch, bodenständig, ohne Firlefanz, ohne Elektronik.

Jetzt ist es tatsächlich ein Ort, an dem man sich einfach nur im Jetzt befindet, sich spürt, sich selbst und seine Mitmenschen wieder wahrnimmt und im Einklang mit der Natur und den Elementen seine Batterien auflädt, indem man einfach nur da ist. Wohnen um einfach zu sein – ohne Ablenkung!

Peter Katschnig

La storia della padrona

Nora Katschnig Rifugio Friaul

Die Planung unseres neuen Hauses hat mir persönlich unglaublich viel Spaß gemacht. Unser Architekt hat uns 3 verschiedene Pläne mit komplett unterschiedlichen Konzepten vorgelegt. Wir haben uns jedenfalls schon immer etwas Einfaches, Simples vorgestellt. Das Konzept, das Haus wie eine Festung zu gestalten, war auch sofort mein absoluter Favorit.

Die Landschaft östlich von uns – Richtung Sedilis – hat meine Seele von Beginn weg angesprochen und bei meinem favorisierten Konzept waren drei Stockwerke vorgesehen. Damit war sicher, eine wunderbare Aussicht auch in diese Richtung zu genießen und bei schönem Wetter sogar das Glitzern des Meeres zu erahnen.

Mittlerweile haben wir viel Zeit in unserem Rifugio verbracht; für uns als Familie ist es wunderbar, dort die Seele baumeln zu lassen, Zeit für Spielen, Malen, Lesen und Puzzeln zu haben. Im Winter vom Wohnraum aus den Sonnenuntergang zu genießen, dabei das Knistern des Feuers zu hören, oder im Sommer auf der Terrasse ein feines italienisches Frühstück anzurichten und dabei der „Musik“ der Zikaden zu lauschen – all das bereitet mir besonders große Freude.

Unser wilder Garten, eingebettet im Hang bietet uns noch viel Raum, zu gestalten. Die wilde Natur, die wir am Anfang unseres “Abenteuers“ in Sammardenchia vorgefunden haben, haben wir Schritt für Schritt gebändigt. Es stehen aber nach wie vor wunderschöne Bäume und Sträucher auf unserem Grund, die im Sommer Früchte tragen oder einfach nur interessant aussehen. Es tragen auch zwei Weinreben – im mittleren Abschnitt des Gartens – wieder Früchte. Die Weinstöcke wurden aus ihrem Dornröschenschlaf geweckt, denn sie waren offensichtlich ein Teil des großen Weingartens, der bis zum großen Erdbeben 1976 dort gedieh.

Nora Katschnig

(Einschreibungstext für Kärntner Holzpreis 2012)

La storia dell’architetto

Das vorliegende Wohnhaus liegt in Tarcento (Friaul) in der Ortschaft Sammardenchia. Der Bauherr wollte ein reines Holzhaus und es wurde entschieden, dass alle verwendeten Materialien nicht oberflächenbehandelt werden sollten.

Die Außenwände sind 35 cm dick: Dies nicht aus statischen Gründen, sondern weil damit die italienischen Wärmeschutzvorschriften erfüllt werden.

Im ganzen Gebäude gibt es kein einziges “Stehendes Holz”, sogar bei den Stiegen. Alle Lasten werden durch waagrecht liegende Hölzer in die Fundamente abgetragen. Der Einfluss von stehenden Hölzern bei Fenstern und Türen auf die Gebäudesetzung wurde mit 1 cm/m Sitzrecht berücksichtigt. Alle Holzverbindungen inklusive Treppenstufen sind mit Hartholzdübeln ausgeführt.

Alle Hölzer haben die Qualität Brettschichtholz oder zumindest Konstruktionsvollholz. Deshalb sind sie unbehandelt. Der konstruktive Holzschutz besteht primär aus den Dachüberständen. Holzverbrauch: 75 m3 für die Außenwände, 13 m3 für die insgesamt ca. 100 m3 Schnittholz oder 130 bis 150 m3 Rundholz.

Fenster und Fenstertüren sind aus Eichenholz mit Passivhaus-Verglasung. Eichenholz ist im Prinzip wartungsfrei.  Der Erdgeschoßboden ist aus Stein, alle anderen Böden sind aus Lärchenholz. Als weitere Materialien finden wir Kupfer für die die Dacheindeckung, Dachentwässerung und Fenstersohlbänke, Sicherheitsglas für die Brüstungen und ein Hanfnetz als Absturz-Sicherung bei der Treppe.

Die Heizung erfolgt über den Kachelofen im Erdgeschoß. Eine zweite Feuerstelle ist im 2. Obergeschoß. Alternativ gibt es elektrische Stein-Heizkörper. Die Elektroinstallationen sind nicht verborgen sondern sichtbar an den Holzwänden befestigt. Das Haus ist grundsätzlich in einer archaischen Form und Bauweise geplant und errichtet worden. Trotzdem entspricht es allen statischen, technischen und gesetzlichen Normen.

Die Entscheidung, alle Oberflächen nicht zu behandeln, wird zu einer natürlichen Alterung führen, was für uns richtig und positiv ist.

Arch. Alessandro Ronco